1. Bergisch Mal Drei
  2. Bergische Botschafter
  3. Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur
  4. Bergische Querdenker und Pioniere aus dem Tal der Wupper

    Was Friedrich Engels und die Industrialisierung miteinander verbindet

    Bergische Geschichte – staubtrocken und langweilig? Mitnichten. „Wuppertal ist die Pionierregion Deutschlands“, sagt Dr. Lars Bluma. Er muss es wissen. Als Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Industriekultur in Wuppertal ist er der Hüter der Stadtgeschichte der bergischen Metropole.

    Aktuell hat der Historiker viel zu tun. 2020 feiert der berühmteste Sohn der Stadt, Friedrich Engels, seinen 200. Geburtstag. So werden das Engelshaus und das Museum für Frühindustrialisierung neu konzipiert und umgebaut. Im Jubiläumsjahr ist viel los, verrät Lars Bluma. Besonders stolz sei er darauf, dass sich neben Institutionen und Vereinen auch die Bewohner der Stadt engagiert an den Feierlichkeiten beteiligen.

    Das Bergische Land gilt als die Wiege der Industrialisierung auf dem europäischen Kontinent. Und Wuppertal mittendrin. „Die Stadt atmet Industrialisierungsgeschichte“, sagt Lars Bluma. Aufgrund ihrer hohen Denkmaldichte, so der Historiker, könne man auch heute noch an allen Ecken und Enden sehen, was den Fabrikantensohn in seiner Jugend in Barmen umgetrieben habe.

    Friedrich Engels sei zwar der bekannteste Wuppertaler, aber auch der umstrittenste, so Bluma. Und fügt hinzu: „Vielleicht kann man ja entdecken, was uns Friedrich Engels heute noch zu sagen hat.“

    Denker, Macher, Wuppertaler: So heißt das Motto des Engelsjahrs. Der Revolutionär wird gefeiert und gewürdigt. Zugleich wird sein Werk kritisch unter die Lupe genommen. In Theatern, Werkstätten und Sälen, aber auch auf Straßen und Plätzen.

    Gemeinsam mit seinem Weggefährten Karl Marx schrieb Engels das 'Kommunistische Manifest'. Bis heute eine der weltweit einflussreichsten Schriften. Anders als Karl Marx hat er als Textilfabrikant die Industrialisierung hautnah erlebt. Und eigene Erfahrungen mit den Auswüchsen des Kapitalismus des 19. Jahrhunderts gemacht. Er stand mitten im Leben. Jahrzehntelang führte Engels die Familiengeschäfte im englischen Manchester. Gleichzeitig arbeitete er an der Theorie und Praxis der Arbeiterbewegung. Dadurch habe er eine praktische Komponente in die Auseinandersetzung mit dem Sozialismus und Kommunismus hineingebracht, erklärt Lars Bluma.

    Wer mehr über Friedrich Engels erfahren möchte, sollte die Sonderausstellung in Barmen besuchen. Ebenso wie im Engelshaus, das am 28. November 2020 wiedereröffnet werden soll, erfährt man dort viel Interessantes über die einzelnen Lebensstationen des Wuppertalers, die eng mit seinem Werk verbunden sind.

    Engels solle man immer im historischen Kontext der Industrialisierung sehen und nicht nur als Einzelperson, rät Lars Bluma. Und im Museum der Frühindustrialisierung, so erklärt er, erfahre man viel über die Pionierregion, die Engels so sehr prägte.

    Die Frühindustrialisierung hat im Bergischen Land viele Spuren hinterlassen, die man heute noch entdecken kann. Die Einzigartigkeit der Region sieht der Historiker in ihrem industriekulturellen Erbe. Bergische Denker, Tüftler und Pioniere hätten die industrielle Revolution entscheidend vorangebracht. Diesen Schatz gelte es zu bewahren, so der Museumsdirektor.

    Viele Menschen würden sich für die Geschichte ihrer Orte interessieren und die industriellen Hinterlassenschaften hegen und pflegen, ist sich Lars Bluma sicher. Und fügt begeistert hinzu: „Man packt selber an und das finde ich ganz toll.“

    Infos

    Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur  - Friedrich-Engels-Haus und Museum für Frühindustrialisierung
    Engelsstr. 18
    42283 Wuppertal
    Tel. +49 (0) 202 / 5 63 43 75 oder 5 63 64 98
    E-Mail: ankerpunkt@stadt.wuppertal.de
    Internet: www.historisches-zentrum-wuppertal.de

    Dr. Lars Bluma

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