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  4. Der Letzte seiner Art: Steffenshammer Remscheid

    Mit Wasserkraft in eine neue Zeit – die Erfolgsgeschichte der Bergischen Hämmer hautnah erleben

    Dieter Orth und Lutz Kleuser sind die Hüter des letzten Wasserhammers im Morsbachtal. Dort wo die Gelpe in den Morsbach mündet, steht er, der Steffenshammer in der Remscheider Ortschaft Clemenshammer.

    Bereits ab dem 14. Jahrhundert gab es im Bergischen Land zahlreiche Kotten und Hämmer längs der Ufer. Der heute denkmalgeschützte Schmiedehammer wurde 1746 anstelle eines älteren Vorgängerbaus errichtet. Die Betriebsstätten der Kleineisenindustrie, so Dieter Orth, seien mit der Wasserkraft der Bäche und Flüsse im Bergischen Land erfolgreich betrieben worden. Es war ein hartes Leben und Arbeiten. Der Wasserstand entschied über Erfolg und Misserfolg.

    Dieter Orth ist die „gute Seele“ vom Steffenshammer. Wer mit ihm eine Führung unternimmt, erlebt bergische Industriegeschichte hautnah. Dieter Orth erweckt altes Handwerk zum Leben, und das nicht nur mit seinen Anekdoten. Während er die spannende Geschichte des Schmiedehammers erzählt, demonstriert er eindrucksvoll, wie die Wasserkraft den Hammer, die Schleifsteine und den Blasebalg des Schmiedefeuers antreibt. Bergisches Traditionshandwerk zum Staunen und Anfassen. Doch Vorsicht: Wer dabei zu nah am Wasserrad steht, läuft Gefahr nass zu werden.

    Die Industrialisierung auf dem europäischen Kontinent hat im Bergischen Land begonnen. Längs der Bäche und Flüsse wurde eifrig produziert. Das notwendige Roheisen kam von jeher über die Bergische Straße aus dem Siegener Raum. Die Holzkohle für das Schmiedefeuer wurde in örtlichen Kohlenmeilern erzeugt. Hergestellt wurden vor allem Kleineisen und Werkzeuge. Aus Eisenrohlingen sei aber auch Raffinierstahl, ein hochwertiger Werkzeugstahl, produziert worden, weiß Dieter Orth. Dieser Qualitätsstahl habe die Region rund um Remscheid weltbekannt gemacht.

    Für die Arbeit im Schmiedehammer war ein Stauteich vonnöten, um die Wasserkraft effektiv und regelmäßig nutzen zu können. Ein gutes Zusammenspiel von Schmied und Schützjunge sei bei der Arbeit wichtig gewesen, erklärt Dieter Orth. Der Schützjunge hätte direkt hinter dem Schmied gestanden und durch das Ziehen an einem Gestänge den Wasserzufluss reguliert. Auf diese Weise konnte sich der Schmied voll auf seine Arbeit konzentrieren.

    Im „Tal der Gesetzlosen“, wie die Gegend dort auch genannt wurde, gab es viele Kotten, Hämmer und Betriebsstätten. Es wurde genau darauf geachtet, dass die Wassermenge gerecht verteilt war. „Nicht, dass der Letzte am Flussende förmlich auf dem Trockenen gesessen hätte“, meint Lutz Kleuser. Ohne Wasser keine Produktion. Stillstand.

    Die aufkommenden Dampfmaschinen und späteren E-Motoren ließen die Produktion vom Wasser unabhängig werden. Doch bedeuteten sie auch den Untergang der Kotten. Die Fabriken zogen hinauf in die Städte. In einigen Schmiedehämmern sei jedoch weiter gearbeitet worden, erzählt Lutz Kleuser und fügt hinzu, dass man im Steffenshammer bis 1928 voll produziert habe. Die folgenden 30 Jahre wurde der Hammer für gelegentliche Arbeiten genutzt. Schließlich ging er in den Besitz der Stadt über und diente dem Deutschen Werkzeugmuseum als Außenstelle zu Schauzwecken. Bereits damals war Dieter Orth aktiv und begeisterte große und kleine Besucher für die historische Schmiedetechnik.

    Beinahe hätte den Steffenshammer vor wenigen Jahren das gleiche Schicksal wie das seiner „Kollegen“ ereilt. Die nicht mehr rentable Außenstelle des Deutschen Werkzeugmuseums sollte selbst unter den Hammer kommen. Der Hammer sollte verkauft werden, an einen Fremden. Der Aufschrei war groß.

    Es regte sich Widerstand in der Remscheider Bevölkerung. Das war die Geburtsstunde des heutigen Fördervereins. Federführend nahmen Dieter Orth und Lutz Kleuser die Verhandlungen mit der Stadt Remscheid auf.

    Anfang 2009 erwarb der Steffenshammer e.V. den Hammer. Seitdem hat sich viel getan. Alle ziehen an einem Strang: Stadt, Denkmalpflege, ansässige Firmen und zahllose Freiwillige setzen sich unermüdlich ein, um den Förderverein für historische Schmiedetechnik bei seiner Tätigkeit zu unterstützen. Mit Erfolg.

    Bewahrung von bergischem Handwerk. Lokale Industriegeschichte authentisch erlebbar. Historische Schmiedetechnik zum Anfassen. Das ist der Steffenshammer.

    Infos

    Steffenshammer
    Clemenshammer 5
    42855 Remscheid-Hasten
    Internet: www.steffenshammer.de
    Förderverein: Lutz Kleuser, Tel. +49 (0) 160 / 97 79 53 37
    Führungen: Dieter Orth, Tel. +49 (0) 179 / 2 29 13 12

    Dieter Orth & Lutz Kleuser

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